Junge Citizen Scientists erforschen Gewalttaten vor 7000 Jahren
Auf der 7000 Jahre alten Fundstelle Asparn/Schletz – Arbeit am Erklärvideo für Gleichaltrige
Das Forschungsprojekt „United by Crisis?“ untersucht eine gewalttätige Auseinandersetzung vor über 7000 Jahren an der archäologischen Fundstelle Asparn/Schletz. Geleitet vom Zentrum für Museale Sammlungswissenschaften der Universität für Weiterbildung Krems, verbindet das Projekt wissenschaftliche Forschung mit der aktiven Beteiligung von Schüler_innen der Neuen Mittelschule Asparn/Zaya.
Die Siedlung von Asparn/Schletz ist eine der bekanntesten Ausgrabungsstätten der Jungsteinzeit. Zahlreiche menschliche Überreste deuten auf einen feindlichen Angriff in der späten Bandkeramikperiode hin. Die Forscher hoffen, durch die Untersuchung dieser Funde neue Einblicke in die Gründe und die Herkunft der Angreifer zu gewinnen.
Learning by Doing: Ein innovativer Ansatz
Das Projekt setzt auf die aktive Mitwirkung von erwachsenen Bürger*innen und Schüler*innen. Über drei Jahre hinweg waren zwei Klassen der Neuen Mittelschule Asparn/Zaya eng eingebunden. Exkursionen und Workshops der Universität für Weiterbildung Krems machten die Schüler*innen mit den Forschungsfragen vertraut. Ein Workshop zur Ernährung in der Jungsteinzeit zeigte ihnen, wie sich geologische Herkunft von Nahrung im Zahnschmelz nachweisen lässt.
Naturwissenschaften praxisnah erleben
Die Montanuniversität Leoben vermittelte den Umgang mit Massenspektrometern und Isotopenanalysen. Die Schüler*innen entnahmen eigenständig Bodenproben in ihren Heimatgemeinden und dokumentierten diese sorgfältig. Insgesamt sammelten sie über 100 Proben aus dem Umfeld von Asparn/Schletz, die im Labor der Universität für Bodenkultur in Tulln analysiert wurden. Die Daten sollen eine chemische Landkarte („Isoscape“) der Region erstellen und Hinweise auf die Herkunft der in Schletz verstorbenen Personen liefern.
Peer-Learning und erfolgreiche Bilanz
Die Zusammenarbeit verlief in beide Richtungen fruchtbar: Die Proben der Kinder sind grundlegend für die Forschung, während die Schüler*innen den wissenschaftlichen Prozess aktiv miterlebten. Das begleitende Videoprojekt „Steinzeitstream“ vermittelte Wissen an Gleichaltrige und vertiefte das Verständnis der Schüler*innen für naturwissenschaftliche Prozesse.
Am 20. Juni 2024 wurden die Projektergebnisse und „Steinzeitstream“-Videos im MAMUZ Asparn/Zaya präsentiert. Neben der Universität für Weiterbildung Krems wirkten die Landessammlungen Niederösterreich, die Montanuniversität Leoben, das Institut für Bodenforschung der BOKU in Tulln und das Naturhistorische Museum Wien am Projekt mit. Die GFF NÖ fördert das Projekt im Rahmen des Calls FTI-Projekte Grundlagenforschung 2021 mit Mitteln des Landes NÖ.
„United by Crisis?“ zeigt, wie wissenschaftliche Forschung und Bildungsprojekte Hand in Hand gehen können, um die Vergangenheit zu erforschen und die Neugier junger Menschen zu fördern. Mit den erwachsenen Citizen Scientists wird noch ein Jahr lang weitergeforscht.
Weiterführende Links:
Projektseite "United by Crisis?"
Videos des Projekts "Steinzeitstream"
Weitere spannende Projekte sind in unserer Förderdatenbank zu finden.
Chemische Analyse von Bodenproben durch die Schüler*innen am Institut für Bodenforschung der BOKU in Tulln.