GFF NÖ staunt über selbstauflösende Knochenschrauben und Atemluftsensoren für Brustkrebsdiagnostik
Bettina Pilsel und Mario Enzenberger betrachten ein graphenbasierendes Material für die Luftfahrt bei der von Philipp Fruhmann, geführten Tour durchs CEST.
Am 25. April machte sich die GFF NÖ auf den Weg zum Technopol Wiener Neustadt, um die Forschungseinrichtungen und forschenden Unternehmen vor Ort kennenzulernen. Den Auftakt des zweiten Teils der Kennenlern-Tour am Technopolstandort machte das CEST (Centre for Electrochemical Surface Technology), Österreichs Kompetenzzentrum für angewandte Elektrochemie und Oberflächentechnologie. Das Forschungsinstitut wurde gemeinsam von Industrie und Wissenschaft innerhalb des österreichischen COMET-Schemas gegründet. Christian Pichler, Vice Chief Scientific Officer (CSO), Philipp Fruhmann, Gruppenleiter Bioelektrochemie und Pierluigi Bilotto, Senior Researcher gaben uns einen ausführlichen Überblick über die strategische Neuausrichtung des CEST in Richtung transformative Lösungen für eine kreislauforientierte und nachhaltige Wirtschaft und Gesellschaft. Ein kleiner Auszug aus den vielen beieindruckenden Forschungsarbeiten, die uns am Vormittag von den Forschenden persönlich vorgestellt wurden, soll die Vielfalt an Kompetenz widerspiegeln:
Ein Projekt, bei dem mit Hilfe eines vom CEST entwickelten kostengünstigen Katalysators biochemisch aus klimaschädlichem Kohlendioxid (CO²), Ameisensäure rückgewonnen werden kann. Ameisensäure ist ein wichtiger Rohstoff, der in einer Reihe von Industrieprozessen verwendet wird. Die künstliche Umwandlung von Kohlendioxid in Brennstoffe und Chemikalien mit hohem Mehrwert, die mit "grünem Strom" aus erneuerbaren Energien betrieben werden, bietet einen attraktiven Weg, den anthropogenen Kohlenstoffkreislauf zu schließen.
Adriana Katharina Feldner und Philipp Fruhmann stellten gemeinsam das Projekt für die Entwicklung neuer molecularly-imprinted-polymer basierter Sensoren für die Brustkrebsdiagnostik vor. Das Projekt wird im Rahmen des Life Science Call 2019 von der GFF NÖ mit Fördermitteln des Landes Niederösterreich unterstützt. Im Rahmen dieses Projekts soll ein simples, nicht-invasives atemluftbasiertes Diagnosegerät für Brustkrebs entwickelt werden. Konkret werden dafür fünf atemluftspezifische Biomarker verwendet, welche Brustkrebs mit sehr hoher Sensitivität und Spezifität nachweisen können.
Markus Ostermann, Dissertant und Forschungsmitarbeiter am Projekt "Anwendung von Materialien auf Graphenbasis in Luftfahrtstrukturen" stellte uns an Hand von Anschauungsmaterialien vor, wie diese graphenbasierenden Materialien erhitzt werden können und somit zur Enteisung von Tragflächen von Flugzeugen dienen. Der Einsatz dieser Materialen reduziert das Gewicht und die Verwendung von Chemikalien.
Ein Herzstück der state-of-the-art Laboraustattung des CEST ist ELSA (electrochemical surface and interface analysis cluster), eine einzigartige Quasi-in-situ-Anlage, die an der TU Wien vom CEST entwickelt wurde, um die vielfältigen Forschungsbereiche im Zusammenhang mit den elektrochemischen Technologien abzudecken. Diese Einrichtung widmet sich der Analyse der Oberflächen- und Grenzflächenprozesse von Dünnschichten unter realen Betriebsbedingungen zu verstehen. Proben können untersucht werden, ohne Luft ausgesetzt zu werden (da Lufteinwirkung die Oberflächeneigenschaften verändern kann).
Nach einer kurzen Mittagspause demonstrierte AC2T research GmbH Geschäftsführer Andreas Pauschitz welche Rolle Tribologie in unser aller Leben spielt. Die Wissenschaft der Tribologie beschreibt Reibung, Schmierung und Verschleiß von Oberflächen, die sich gegeneinander bewegen und bietet Chancen bei der ökologischen Effizienzsteigerung. Einsatzgebiet ist unter anderem die Verkehrsinfrastrukurforschung.
Ein Forschungsprojekt befasst sich mit der Digitalisierung der Weicheninspektion, um die Weicheninstandhaltung österreichweit zu optimieren. Im Unterschied zu den meisten anderen Komponenten des Eisenbahngleises basiert die Inspektion von Weichenherzen bisher hauptsächlich auf einer subjektiven Einschätzung durch das Personal. Das Ziel des Projekts ist es, ein kostengünstiges Handgerät zur Vermessung von Weichen zu entwickeln.
Ein weiteres Projekt ist die Entwicklung von Sensor-Systemen aus dem 3D-Drucker für die Überwachung von Betriebsflüssigkeiten und das Herausfinden vom optimalen Zeitpunkt der Wechsels der Betriebsflüssigkeit (Schmierstoffe in Motoren, Getrieben, Kompressoren, Pumpen, Turbinen, etc.), ohne den Produktionsprozess unnötig zu unterbrechen.
Den Abschluss des informativen und lehrreichen Ausflugs bildete der Besuch bei der RHP-Technology GmbH. Geschäftsführer Erich Neubauer gab einen Überblick über das umfangreiche Einsatzgebiet der Produkte und Services des Unternehmens, die von Pulvertechnologie und Entwicklung neuartiger Materialzusammensetzungen über smarte Oberflächen, Nanotechnologie und Sensorik bis zur Produktion von Satellitenkomponenten und newspace Produkten reicht. Norica Godja, Area Manager Smart Surfaces ermöglichte uns den Blick in ihre Forschungsarbeiten rund um Lacksysteme und Oberflächenfunktionalisierung.
Laszlo Sajti, Head of Nano-Engineering, führte uns an Hand von mit Silber-Nanopartikel beschichteteten Hüftimplantaten vor, welchen Nutzen hochreine Nanopartikel in der medizintechnischen Anwendung haben. Ihre antimikrobielle Wirkung verhindert die Ausbreitung von Bakterien und Pilzen. Weiters staunten wir über metallbasierte Implantat Prototypen aus Magnesium, die 100% biologisch abbaubar sind und nach dem Ausheilen von Knochen nicht mehr operativ entfernt werden müssen.
Dissertantin Adriana Katharina Feldner stellt das Projekt für die Entwicklung neuer molecularly-imprinted-polymer basierter Sensoren für die Brustkrebsdiagnostik vor.
Laszlo Sajti, Head of Nano-Engineering der RHP-Technology GmbH, präsentiert ein mit Silber-Nanopartikel beschichtetetes Hüftimplantat.